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Der Richtige wird schon kommen

BearbeitenHistorie
Wieder einmal war Max unterwegs zu seiner Tante um ihr Lebensmittel zu bringen. Seit vier Jahren tat er das schon, davor hatte sein Vater diese Aufgabe übernommen. Warum seine Tante nicht selbst einkaufen kann? Nun das ist eine lange Geschichte:

Alles begann mit ihrem achtzehnten Geburtstag, als ihre Eltern eine Wahrsagerin bestellten. Elisabeth war nicht gerade die hübscheste und in der Schule, ein Mauerblümchen. Kein Junge interessierte sich für sie. Also war ihre Frage natürlich, ob sie denn jemals einen netten Mann kennen lernen würde,. Mit dem sie den Rest ihres Lebens verbringen würde. Die Antwort der Wahrsagerin war einfach: „Natürlich. Irgendwann wird der Richtige vor deiner Wohnungstür stehen. Du wirst dich sofort in ihn verlieben und den Rest deines Lebens mit ihm verbringen.“
Drei Jahre vergingen und sie war immer noch allein. Einzig ihre Eltern und ihr Bruder gaben ihr Rückhalt. All dies änderte sich in einem Jahr. Zuerst heiratete John, zog aus dem elterlichen Haus und gründete eine Familie. Und zwei Monate später starben ihre Eltern bei einem Autounfall. Sie war allein.

Als sie eines Tages ihr altes Geburtstagsvideo fand auf der auch die Wahrsagerin zu sehen war kam ihr diese fixe Idee in den Sinn, und die wollte sie von nun an nicht mehr loslassen.
„Was ist, wenn der Richtige kommt und ich bin nicht Zuhause. Er würde doch sofort wieder gehen. Würde er wiederkommen?“
Von diesem Tag an hat sie das Haus nicht mehr verlassen. Lebensmittel musste John, ihr Bruder, bringen und das tat er auch alle zwei Tage. Und mit jedem Mal wurde ihm schwerer ums Herz, wenn er seine geliebte Schwester sah. Vor vier Jahren bat er seinen Sohn Max darum diese Aufgabe zu übernehmen, denn sein Alter verhinderte es die schweren Einkäufe weiter zu tragen. Auch konnte er seine Schwester, die zwar sich und Wohnung pflegte doch psychisch immer labiler wurde, nicht mehr jeden Tag sehen. Einmal im Monat begleitete ihn sein Vater, doch nicht mehr.

Er öffnete die Tür und rief seine Tante: „Tante Lisbeth? Bist du da?“
„Natürlich mein Schatz, was hast du denn gedacht.“
Er sah die Enttäuschung in ihren Augen, so gut wie sie es auch verbergen wollte, so hoffte sie doch das der Richtige endlich ankommen würde.
„Tante Liesbeth, wollen wir mal nicht mal spazieren gehen?“
Das fragte er sie jedesmal.
„Nein mein Schatz, du weißt doch, es geht doch nicht.“
„Aber wie soll denn jemals der Richtige klingeln, wenn keiner weiß wer hier eigentlich wohnt. Niemand hat dich seit Jahren gesehen.“
„Max, nicht wieder diese Diskussion. Er wird es wissen, glaube mir.“
Max gab es auf, er sortierte die Nahrungsmittel ein und sie unterhielten sich noch ein wenig über die Familie. Nach einer Stunde verließ er das Haus wieder.

Zehn Minuten später klingelte es an der Haustür. Elisabeth dachte sich schon, dass es Max sein würde, da er sein Portmonnaie in der Küche liegen lassen hat und öffnete die Tür. Doch zu ihrer Überraschung war er es nicht. Es war ein älterer Herr. Der Mann hatte kurzes graues Haar und einen grauen Vollbart. Ein Zucken durchfuhr die alte Frau als der Mann sie freundlich anlächelte und sagte: „Elisabeth Rosch?“
Sie nickte nur zögerlich. Tränen entrannen ihren Augen. Sie schluckte und stotternd sagte sie: „Ich habe schon auf sie gewartet. Um ehrlich zu sein mein ganzes Leben.“
Nun war es der Mann der leicht zusammen zuckte. Sie bat ihn herein, machte sich und ihrem Gast Tee und so setzten sie sich auf die Couch im Wohnzimmer. Er fragte sie, was sie denn mit dem Warten meinte und so erzählte sie ihm die ganze Geschichte, bot ihm sogar an, das Videoband vorzuspielen, doch er lächelte sie an und meinte das dies nicht nötig wäre. Er musste sich eingestehen, er mochte diese Frau, sehr sogar und er überlegte ob er sie nicht einfach zu sich holen könne.
„Ist das denn nicht möglich? Warum sollte ich nicht auch etwas Glück in mein Leben bringen?“, fragte er sich und doch war er nicht sicher wie er das bewerkstelligen solle. Noch nie zuvor in seinem langen Leben, wenn man es so bezeichnen möchte, wurde er so begrüßt.

Sie redeten noch eine Stunde und dann sagte er: „Wir müssen erst einmal gehen. Es ist wirklich Zeit.“
„Wohin? Ach, ist ja auch egal. Die Hauptsache ist doch, wir sind zusammen.“
„Ja, das ist es wohl.“
Sie reichte ihm die Hand und er nahm sie um ihr von der Couch zu helfen. Sie räumte die beiden Teetassen in die Küche, während er ihren alten Ausgehmantel nahm. Er half ihr in den Mantel und beide verließen das Haus.

Als Max weitere zehn Minuten später das Haus erreichte um seinen vergessenen Geldbeutel zu holen wundere er sich zuerst nicht über die Ruhe im Haus. Er dachte sich, seine Tante würde wohl schlafen. Zum Glück kam sie nie auf die Idee, dass sie im Schlaf ja auch den Mann ihrer Träume verpassen könnte. Doch als er neben seinem Portmonnaie die zwei leeren Teetassen sah wurde er stutzig. Er rief nach seiner Tante doch hörte keine Antwort. Er ging in das Wohnzimmer, wo sie öfter am Tage einnickte und sah sie auf der Couch liegen. Er ging zu ihr, lächelte sie an und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. „Mach's gut, Tantchen.“, sagte er leise und griff zum Telefon um seinen Vater über den Tod seiner Schwester zu informieren.

Zu dieser Seite haben beigesteuert: bosso .
Seite zuletzt geändert am Mittwoch, 14.Mai 2008 21:57:32.