Die Entscheidung
"Sie will es wirklich noch versuchen. Meinst du sie schafft es?"
"Nein ich denke nicht. Wenn sie wirklich für das Opfer bereit wären, dann hätten sie es schon längst getan." "Was meinst du, wie sie reagieren werden, wen sie vor ihnen steht." "Ich weiß nicht. Kommt darauf an, wie sie unser Ultimatum verstehen." "Meinst du nicht, dass wir zu weit gehen?" "Nein ich denke nicht. Schließlich haben wir sie für diese Art von Experiment hergebracht." "Ich weiß nicht, die Vernichtung einer ganzen Kolonie, 80 Menschen töten, das find ich schon etwas Übertrieben." "Zweifelst du an der Entscheidung des Führers?" "Nein, natürlich nicht, aber gibt es denn keine andere Möglichkeit?" "Nein, ich denke nicht." Die beiden Außerirdischen saßen den Rest der Zeit wortlos vor ihrem Monitor. Auf ihm war eine kleine Frau zu erkennen, die sich rennend zur Betakolonie des Mondes Adelfa begab. Über dem Monitor war ein kleiner digitaler Countdown zu sehen. Noch 20 Minuten... Sarah Mitchell, Bewohnerin der Alphakolonie machte sich aus dem tiefsten menschlichen Instinkt auf ihren Weg, den Überlebensinstinkt. In nicht ganz 20 Minuten sollte ihre Kolonie, ihre Familie, Freunde und Nachbarn zerstört werden. Die einzige Möglichkeit dies zu verhindern ist, das der Bürgermeister der Betakolonie ein Kind bestimmt, welches getötet werden soll. Die Rechnung ist simpel, ein Kind für das Leben von 70 Männern und Frauen und 10 Kindern. Vor zwanzig Jahren wurden die Kolonisten auf den Mond verschleppt. Sie bekamen Nahrung, Rohstoffe und Geräte um eine Kolonie zu gründen. Doch wie es scheint, kann der Mensch nicht wirklich in Frieden zusammen leben und schon bald splitteten sich die Gruppen. Es entstand die Betakolonie circa 4 Kilometer von der Alphakolonie entfernt. Die beiden Kolonien hielten anfangs noch oberflächlich Kontakt, der schon nach einem Jahr komplett abbrach. Beide Kolonien haben vor zwei Tagen die Nachricht der Entführer bekommen. Beide kannten die Bedingungen, und während die Alphakolonie nur hoffen konnte, dass die Betas vernünftig reagieren und das Ausmaß der Entscheidung erfassen, ignorierten die Anführer der Betakolonie die Nachricht komplett. Es wurde nicht einmal abgestimmt, was getan werden sollte. Die Alphakolonie bekam erst vor einer Stunde die Nachricht, dass ihr Schicksal besiegelt sei, und so beschloss man einen letzten Versuch, den direkten Kontakt, den ersten seit 17 Jahren, aufzunehmen. Noch 15 Minuten... Sarah erreichte die Betakolonie und ein überraschter Bauer, der auf dem Feld arbeitete begrüßte sie. "Mein Gott, sie sind ein Alpha, nicht wahr?" "Ja. Sagen sie mir bitte, wo ist ihr Anführer?" "Er ist im Bürgerhaus, das große Haus in der Mitte. Warten sie, ich führe sie hin." Unterwegs sprachen die beiden über die Alphakolonie. Er sagte ihr, dass er einen Cousin hat, der ein Alpha ist und das er ihn seit der Zersplittung nicht mehr gesprochen hat. Er hatte schon immer mal vor gehabt ihn zu besuchen, doch leider lässt ihm die Arbeit nicht viel Zeit. "Sagen sie, ist alles in Ordnung bei ihnen? Ich meine wieso wollen sie denn unseren Führer sprechen?" "Was?", Sarah konnte es nicht fassen, "Sie wissen es nicht? Wir sind dem Untergang geweiht." "Wieso das? Schlechte Ernte?" "Nein die Entführer, sie wollen uns töten, wenn..." In dem Moment kam Brandon Haggsfield auf sie zu, der Bürgermeister der Betakolonie. "Willkommen in der Betakolonie, Miss..." "Mitchell, Sarah Mitchell. Wie kann es sein, dass ihre Leute nichts von dem Ultimatum wissen?" "Nun es ist nichts, was uns angeht. Es ist ihre Kolonie, damit ihr Problem. Danke Henry, geh zurück aufs Feld." "Moment mal Brandon, was für ein Ultimatum? Wir müssen doch helfen, schließlich sind wir alle Menschen." "Du weißt nicht, was von uns gefordert wird Henry, und glaube mir, du willst es nicht wissen." "Was soll das?", Sarah war den Tränen nahe. "Sie wollen 80 Menschen sterben lassen nur um sich selbst zu schützen?" "Jeder ist sich selbst der Nächste Miss Mitchell. Und sehen sie es doch mal so, jetzt sind es nur noch 79 Personen." Ein kleiner dicker Mann kam aus dem Bürgerhaus. "Brandon, es ist fast soweit, noch zwei Minuten." Als er die Frau sah, die offensichtlich kein Beta war, drehte er sich um und rannte zurück ins Bürgerhaus. "Nehmen sie es nicht so schwer. Sie erwarten doch nicht wirklich, dass wir eines unserer Kinder opfern, nur um 80 Personen zu retten die uns vor drei Jahren, als wir fast am Verhungern waren nicht geholfen haben." "Wie konnten wir auch. Glaubt ihr die Dürre hat sich nur bei euch bemerkbar gemacht. Wir hatten genauso wenig wie ihr." "Natürlich." Der kleine Mann kam wieder aus dem Bürgerhaus, hielt seine rechte Hand hinter dem Rücken. Sein Blick schwirrte immer zwischen seiner Armbanduhr und Sarah hin und her. "Noch 20 Sekunden..." Sarah sah den kleinen Mann sprachlos an. Er zählte den Countdown herunter als handelte es sich um die Zeit, die er noch auf seine Pause warten müsse. "5, 4, 3, 2, 1..." In dem Moment drehten sie sich alle in Richtung Alphakolonie, ein heller Lichtblitz raste vom Himmel, alle standen schockiert da. Der Bauer, der immer noch nicht ganz verstand sagte nur "Johnny", den Namen seines Cousins. Nur der kleine Dicke zielte mit der Waffe in seiner Rechten auf Sarah und drückte ab. Er traf sie in den Rücken und sie starb sofort. "Was zum Teufel sollte das Jeremy? Bist du von allen guten Geistern verlassen?!?" Sarah viel in die Arme des Bauern. Er stand völlig unter Schock und verstand nun die ganze Welt nicht mehr. Der kleine Dicke hingegen sagte eiskalt: "Überleg mal Brandon. Das Ultimatum war, die komplette Alphakolonie, oder eines unserer Kinder. Wenn sie hier geblieben wäre, dann wäre das Ultimatum nicht erfüllt. Was glaubst hätten sie dann mit uns gemacht?" Brandon war sprachlos. Erschreckenderweise klang es völlig logisch, was sein Kommunikationsverantwortlicher sagte, und doch konnte er das Grauen und das Schuldbewusstsein nicht abschütteln. Der kleine Dicke ging zur Leiche und schleifte sie von der Straße. Der Bauer und der Bürgermeister standen immer noch wie angewurzelt da... Dieses Bild sahen auch die Außerirdischen. "Das war unerwartet.", sagte der eine, "Ich werde das gleich dokumentieren. Was passiert jetzt mit der Betakolonie?" "Ich weiß es nicht, das wird wohl die Zeit zeigen..."
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