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alter Mann und Alkohol

BearbeitenHistorie
Er ist ein alter Mann. Seine Kleidung zerschlissen, sein Geist geprägt vom Durst nach Alkohol. Da saß er nun, in der Fussgängerzone, hielt seine Hände auf, ist relativ nüchtern, so nüchtern wie er halt sein kann, in seiner Lage, in seinem Leben. Er wartet darauf vielleicht noch dem einem oder anderen Passanten mit seinen erbärmlichen Äußeren noch etwas Mitleid abzuringen. Der Alkohol hatte ihn träge gemacht, er konnte nicht mehr den Elan aufbringen wie die Jungen. Deutlich gepflegter sind sie, können den Menschen noch einreden sie bräuchten Geld für etwas zu essen, zum telefonieren. Er kann es nicht mehr verbergen zu gezeichnet ist sein Körper, sein Äußeres, vom Leben auf der Straße, der Hoffnungslosigkeit, dem Durst auf Alkohol.

Es ist Sommer, noch. Der Herbst steht bereits vor der Tür. Dann wird es Winter. Wieviele Jahre verbrachte er nun schon hier draußen? Er wusste es nicht mehr, es hatte keine Relevanz, wieso auch? Ist er des Lebens müde, zu feige sich umzubringen? Wählte er vielleicht deshalb diesen Suizid auf Raten?

Geld fiel in seine Hand. Wieviel hat er nun schon? Er begann zu zählen. Ein Euro Vierundsiebzig. "Wie lausig" dachte er, "Muss ich doch noch eine Weile hier sitzen". Langsam lehrt sich die Fußgängerzone, die Menschen gehen nach Hause, wollen in Gesellschaft ihrer Familien ihr Abendbrot zu sich nehmen. Er schaut auf die Uhr am Rathaus, hat mühe die Zahlen zu erkennen. Die Abendsonne eines dem Ende zu gehenden Tages, sein leerer Magen und der Durst nach Alkohol benebelten seinen Geist. Er steht auf, langsam, mühsam. Stüzt sich auf sein Fahrrad, bloß keine Aufmerksamkeit erregen, das Ordnungsamt hatte ihn heute schon ein paar mal beäugt, nichts sonderlich neues aber auch nichts auf das er heute Lust hätte. Er schob sein Rad langsam in Richtung Park.

Er überlegt: "Vielleicht liegen hier noch ein Paar Flaschen, hoffentlich. Mindestens noch drei oder vier, ich hab Durst".

Er schiebt sein Rad durch den Park, schaut in jeden Mülleimer, die Blicke der Passanten lassen ihn kalt nimmt er nicht mehr war, schon lange nicht mehr. In dieser Lage, in diesen Leben darf er hier kein Schamgefühl mehr haben. Heute wurde er belohnt, eine Bierflasche für acht Cent und gleich zwei PET Flaschen, das Stück fünfundzwanzig Cent. Plötzlich bellt etwas, er sieht einen Hund, offensichtlich bellt er ihn an, wedelt dabei mit dem Schwanz. Sympatie? Hunde spüren die Seele eines Menschen. "Verzeihen sie bitte." sagt die Besitzerin. "Mein Hund ist noch sehr jung." "Keine Ursache" entgegnete er, nicht einmal unehrlich. Hunde sind treue Gesellen, machen sie doch manch einen hier draußen das Leben leichter, geben sie einen Hoffnung, das Gefühl doch noch jemanden zu haben. Er selbst allerdings hatte noch nie einen, zuviel hatte er Angst vor Beziehungen, einmal zu oft ein schweren Schlag erfahren. "Verzeihen sie junge Dame," sprach er sie nun an. "Hätten sie vielleicht ein paar Cent für einen alten Mann, für etwas zu essen". Die Frau überegte kurz, nahm ihr Portmonee und reichte ihm ein Euro. "Aber nur wenns wirklich für etwas zu essen ist" sagte sie, auch um ihren Gewissen ein wenig Erleichtern zu geben.

Er ging weiter fand keine Flaschen mehr, hielt inne. "Wieviel Geld habe ich? Hmm gut vier Euro. Das reicht für eine Flasche Wein, zwei Flaschen Bier und ein Toastbrot". Trotz all dem Alkohol den er in den letzten Jahren zu sich genommen hatte fiel ihm das rechnen noch recht in solchen Dingen noch recht leicht, oft hatte er diese gekauft, oft das selbe gegessen, getrunken. Es war bald acht, außergewöhnlich spät für ihn. Schnell geht er noch in den Laden am Rand des Parks kauft sich seine Flasche Wein, das Bier, das Toastbrot. Legt den Wein das Toastbrot und eine Flasche Bier in den Korb auf dem Gepäckträger seines Fahrrads legte den Beutel mit seinen Habseligkeiten darüber und spannt einen Gurt darüber. Er lehnt sich an die Wand, kramt sein Feuerzeug aus der Hosentasche öffnet sich eine Flasche Bier, trinkt einen Schluck und gleich noch einen. Dann sucht er seinen Tabak, besser gesagt die Packung in der er die Kippen sammlt die er Tagsüber aufgelesen hatte. Er zerpflückt ein paar Kippen, dreht sich eine Zigarette, zündet sie an. Das Tageslicht wurde langsam rötlich, Zeichen des sich näherten Sonnenuntergangs. Er schaut über die Straße in Richtung Park, sieht einen jungen Mann laufen vielleicht zwanzig Jahre alt. "Halt!" rief er, "nun bleib doch stehen!". Er wirkt panisch, aufgeregt wird jedoch unterbrochen von eine Angestellten des Ladens. "Möchten sie nicht langsam nach Hause gehn?" fragt der Angestellte. Er fasst sich, bleibt ruhig und entscheidet sich langsam zu gehn.

Nach einiger Zeit erreichte Er seinen Platz im Park. Hier hat Er Ruhe, von oben, vom Weg kann man ihn nicht sehen, kein Mensch kommt hier vorbei höchstens ein Hund verläuft sich an besonders warmen Tagen an diese Stelle um einen Schluck Wasser aus dem Fluß zu trinken. Ein schöner Platz wenn es nicht regnet. Er legt sein Fahrrad an das Ufer nimmt die Flasche Wein und dreht sie auf, Schraubverschluß. Ein tiefer Schluck, dann setzt er sich, trinkt weiter. Als er Wein zur Hälfte aufgebraucht hatte sieht er einen Umriss, den Umriss des Zwanzigjährigen, jenen vom Laden vorhin. "Vater" spricht dieser. Vater?
Er sah seinen verstorbener Sohn, der sich das Leben nahm, wohl wegen seiner Arroganz, den Druck den er auf ihn ausübte, der Liebe wegen der er ihm nicht schenkte oder besser ihn nicht fühlen lies, der Gleichgültigkeit wegen die er sein Vater ihm gegeüberbrachte als er merkte das sich sein Sohn nicht so entwickelte wie er wollte, hoffte. Dennoch oder gerade dessen konnte er seinen Tod nie verwinden. Er zog sich zurück in sich selbst, betäubte seinen Schmerz mit Alkohol, gelegentlich Drogen. Setzte seinen Leben als bekannter Schriftsteller ein Ende,begann zu wandern. Und seit jener Zeit, jeden Abend wenn sie wieder vereint waren, zusammen, konnte er seine Ruhe finden, schlafen und den nächsten Tag abwarten.



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Autor Genre Entstehungsdatum Status
Johannes Kurzgeschichte 9.3.2008 fertig (größtenteils ;) )

Zu dieser Seite haben beigesteuert: Johannes und anonymous .
Seite zuletzt geändert am Montag, 28.April 2008 22:52:45.